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Garten teilen?

Auch, wenn es im Moment nicht so scheint, rückt der Sommer immer näher – und mit ihm das Bedürfnis, laue Abende unter Sternenhimmel oder – und darum geht’s in diesem Artikel –  verschwitzte Nachmittage vor rauchenden Grillern zu verbringen. Aufgekommen ist für mich diese Frage, nachdem mein Verlobter und ich beschlossen hatten, ein Hochzeits-Gartenfest zu feiern. Einen eigenen Garten haben wir nicht, aber irgendein Garten wird sich schon finden. Oder? Anders als in vielen europäischen Städten, gibt es in Graz keine Möglichkeit, als Privatperson eine Grünfläche zum Feiern zu nutzen. Die einzige Möglichkeit, auf einer öffentlichen Grünfläche zu Grillen, der Thalersee, wurde den GrazerInnen 2009 mit einem Verbot seitens ÖVP und SPÖ genommen. Versuche, das Verbot mit Hilfe von kreativen Protesten wie dem Freigrillen (Grüne) aufzuheben, scheiterten. Die Vermutung seitens der Grünen, es handle sich beim Thalersee-Grill-Verbot vor allem um eine rassistisch motivierte Maßnahme, welche sich vor allem gegen die grillenden MigrantInnen richte, liegt nahe. Die Grünen fordern zwar mehr Grünflächen für Graz und fordern auf ihrer Website GrazerInnen auf, aktiv zu werden, öffentlichen Raum für sich zu beanspruchen, jedoch tut sich diesbezüglich nicht viel bis nichts und vor allem stellt sich die Frage: Wie? Längst gibt es Tausch- und Share-Drehscheiben-Plattformen-Kreise-Zirkel, die sich zum Ziel setzen, Kleidung, Möbel, Essen oder Autos zu teilen, zu verschenken, zu tauschen. Es gibt den Kleiderkreisel, Foodcoops und Carsharing. Seit Couchsurfing teilen wir unsere Wohnungen oder nehmen selbst auf Reisen Sofas von Gleichgesinnten in Anspruch. Warum nicht also auch einen Garten teilen? Garden Sharing-Projekte sind im englischsprachigen Raum verbreitet, in Europa kaum bis gar nicht. Warum? Meine Schwiegermutter bebaut in Deutschland zusammen mit einer Freundin den Garten ihres Nachbarn, weil dieser keine Zeit hat, sich um den Garten zu kümmern, die beiden Frauen sich aber einen Garten schon lange wünschen. Zur ersten Ernte gab es ein gemeinsames Grillfest, bei welchem es zum Leidwesen des Gartenbesitzers ausschließlich gurkenhaltige Salate gab – aber das ist eine andere Geschichte. Und auch deshalb eine andere Geschichte, weil der Gartenbesitzer seinen Garten zum Gartenbau an zwei Damen verleiht, die er schon seit jeher kennt, könnte man einwenden. Hier sei aber auf Couchsurfing oder Carsharing verwiesen, bei welchen man sein Gegenüber auch nicht seit Jahren persönlich kennt. Wie viele ungenützte Grünflächen gibt es in Graz wohl, die einfach brach liegen, weil ihre BesitzerInnen sie nicht oder nicht in dem Maß, in dem es möglich wäre, nützen können oder wollen? Das Volkskunde Museum teilt seinen Garten mit der Crêperie „Le Schnurrbart“ – ein positives Beispiel, betrifft aber keine Privatpersonen. Ich möchte noch einmal auf die oben erwähnte Hochzeitsgarten-Geschichte eingehen, weil sie am besten illustriert, was eine Antwort darauf sein kann, warum Gardensharing-Projekte schwieriger umzusetzen sind.

Wir wollen also ein Hochzeits-Gartenfest feiern. Freunde von uns haben einen gemeinnützigen Verein, mit dem Verein benachbart ist ein StudentInnenheim mit angrenzendem Garten. Bei einem Frühlingsfest vor einem Jahr durfte der Verein den Garten des StudentInnenheims benützen und so dachten wir: Was liegt näher? Ein Gartenfest unterstützt vom befreundeten Verein plus Garten des StudentInnenheims. Als wir Anfang Jänner beim Heim anfragten, hieß es, die Gartenbenützung sei kein Problem, obwohl das offiziell eigentlich nicht möglich sei. Wir könnten aber vereinbaren, dass wir den Partykeller mieten (eine Vermietung an Privatpersonen ist sehr wohl möglich) und im Zuge dessen auch den Garten benützen dürfen. Wir vereinbarten,  Details zu besprechen, sobald das Fest näherrückte. Als wir im März den Termin fixieren und die Vereinbarung eventuell auch schriftlich festhalten wollten, sagte man uns am Telefon erneut, dem Vorhaben stünde nichts im Weg. Einen Tag später trafen wir uns mit der Heimleitung und erfuhren, sie müsse jetzt doch den Eigentümer um Erlaubnis fragen. Der Eigentümer ist – Trommelwirbel – das Stift Admont. Zwei Tage später lehnte das Stift Admont den Gartenverleih ab. Das Stift Admont ist, wie man weiß, einigermaßen wohlhabend. Es verfügt über Immobilien, Wald, Land und so weiter und welche Motivation kann es haben, Privatpersonen einfach so, mir nichts dir nichts, einen Garten zu leihen? Genau. Gar keine. Und so fristet der wunderschöne Garten neben dem StudentInnenheim ein, ich wage zu behaupten, einsames Dasein. Viele CouchsurferInnen sind aufgrund ihrer ökonomischen Situation nicht unbedingt die von Wohnungsdieben angestrebte Zielgruppe. Carsharing funktioniert – obwohl die Gefahr besteht, dass ich das geliehene Auto zu Schrott fahre. Durch diverse Projekte, wie etwa Zipcar, gibt es aber Lösungen für beschädigte Autos, „Zuckerl“, was Treibstoff, Versicherung u.ä. betrifft und es gibt ein starkes Argument - diskutiert und polarisierend: ökologische Konsequenzen des Autofahrens. Zufriedenheit von StadtbewohnerInnen aufgrund von grünen Erholungsräumen? Nicht messbar. (Was nicht stimmt, aber das Gegenteil ist den breiten Massen unbekannt.) Mein finanzieller Nutzen, wenn ich einer fremden Person meinen Garten leihe? (Vermeintlich) Keiner. In der Stadt eine Grünfläche nach eigenem Bedürfnis benützen, bebauen, begrillen können? Luxus. Hier wird ein Aspekt sichtbar, der etwa bei Carsharing kaum zum Tragen kommt: Ein Auto ist in Österreich kein solches Luxusgut, wie Land. Fast jedeR ÖsterreicherIn hat mindestens ein Auto, wenige aber besitzen Land oder wohnen in einem Haus mit Garten. Gut, könnte man einwenden, es macht aber einen Unterschied, ob ich eine Party feiern oder ein Gemüsebeet anlegen will. Schließlich fahre ich mit einem geliehenen Auto auch keine Rennen. Dieses Argument lässt sich mit Leichtigkeit entkräften: Wenn es entsprechende Vereinbarungen gäbe – und sei es eine Kaution von ein paar hundert Euro – hätte die/der GartenbesitzerIn eine gewisse Sicherheit und die/der Festfeiernde würde sich möglicherweise (noch) verantwortlicher für das geliehene Stück Grün fühlen.  Zudem habe ich auch nicht mehr Sicherheit, wenn ich ein Gemüsebeet anlegen, statt eine Party feiern lasse: Mein Garten wird umgegraben und wer garantiert mir, dass die/der GartenbenützerIn kompetent für dieses Vorhaben ist und es „durchzieht“? 

Die Lösung könnte heißen: Schrebergarten mieten und Thalersee zurückerobern. 
Aber schöner wären Kooperationen zwischen GartenbesitzerInnen und GartenbenützerInnen. Nicht nur schöner, sondern einer Revolution gleich, weil Reiche mit Armen teilen und beide Seiten davon profitieren würden. Im Falle des Gartenbaus liegen die Vorteile auf der Hand, im Zusammenhang mit Festen könnten im Sinne einer Kooperation Vereinbarungen getroffen werden – seien es rein monetäre oder dass etwa eine einsame Pensionistin die Möglichkeit bekommt, einem fröhlich-lauen Sommerfest beizuwohnen.
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[Kolumne/katerina cerna/23.05.2014]





    Kolumne/katerina cerna


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